Beim Umzug sind nicht nur die Kisten schwer

Nachdem unser Umzug von Braunschweig nach Weimar nun schon dazu geführt hat, dass die Regelmäßigkeit der Artikel auf dem Blog und auch bei facebook etwas zu wünschen übrig ließ, möchte ich euch wenigstens an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, die so ein Umzug in puncto Nachhaltigkeit mit sich bringt. Lest die verschiedenen Aspekte vom Umzugskarton bis zur Verpflegung und seht worauf es am Ende besonders ankommt – vielleicht macht ihr es besser?!

Nachhaltig verpackt

Aller Anfang ist schwer, sagt man. So ist es auch beim Umzug, nämlich wortwörtlich was die schweren Kisten betrifft. Um also zu beginnen, benötigt man zunächst eine gewisse Anzahl stabiler Kartons, um seine Habseligkeiten zu verstauen und möglichst verlust- und zerstörungsfrei zu transportieren. Aus ökologischen Gründen, und, wie ich zugeben muss, vor allem in finanzieller Hinsicht, lohnt sich bei der Auswahl der Umzugskartons der Blick in die Gebrauchtwarenbörsen. Wer also keine Freunde, Kollegen oder Familie hat, die noch ein paar ungenutzte Kartons im Keller stehen haben, kann zum Beispiel auf ebay Kleinanzeigen günstig gebrauchte Kartons in der näheren Umgebung finden und weiter benutzen.

Einige der zum Teil schon mehrfach gebrauchten Kartons, die wir bekommen haben, hatten zwar schon ein paar Schäden, aber mit ein bisschen Klebeband (ist das nun ökologischer als eine neue Kiste? *nachdenk*) haben sie noch einen Umzug geschafft und meistern auch bestimmt noch den nächsten. Denn natürlich werden auch wir sie wieder weitergeben. Auf diese Weise lassen sich gut Ressourcen schonen, indem man ein Produkt einfach so lange nutzt, bis es nicht mehr geht. Der schöne Nebeneffekt dabei: Es wird immer günstiger.

Wieviel ist es wert, wenn jemand mit anpackt?

Da der Umzug in eine entfernte Stadt stattfinden sollte, in der wir bis dato niemanden kannten, musste ein Umzugsunternehmen her. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, auch hier genau hinzuschauen und ein Unternehmen mit fairen Bedingungen und nachhaltiger Philosophie auszuwählen. Am Ende hat der Zeitfaktor dazu geführt, dass wir uns einfach für das günstigste, aber immerhin regionale Unternehmen entschieden haben, das im Vorfeld auch mit einer guten Beratung überzeugt hat. Leider hat uns am Ende der nicht von allen helfenden Händen mit Vorsicht umgesetzte Umgang mit unseren Möbelstücken nicht sehr überzeugt, weshalb ich es hier auch nicht weiterempfehlen möchte.

Allerdings ist unser eigenes Vorgehen bei der Auswahl des Unternehmens vielleicht auch nicht ganz unschuldig. Denn ein günstiger Preis kann vielleicht wirklich nur dann erzielt werden, wenn der vorgesehene LKW mehrere Umzüge auf einer Strecke macht und bis zur Decke und Laderampe lückenlos vollgestapelt ist. Immerhin kann man hier von einer guten Ausnutzung der Ladekapazitäten sprechen, was nicht nur ein finanzielles, sondern auch klimatechnisches Argument wäre.

Hätten die fleißigen Umzugshelfer mehr Pausen gemacht, wäre es vielleicht auch teurer geworden. Aber vielleicht hätten wir auch den ein oder anderen Kratzer weniger, wenn nicht die Uhrzeit immer im Nacken gesessen hätte. Qualität hat eben ihren Preis, zum Beispiel auch durch eine entsprechende Ausbildung aller Mitarbeiter.

Was mir übrigens aus ökologischer Sicht mal wieder so gar nicht gefallen hat: Warum müssen denn so viele Möbelstücke nochmal in Folie eingewickelt werden? Ist es nur, weil man dann die Schubladen nicht herausnehmen muss? Aber dafür gab es eigentlich separate Klebestreifen. Decken hatten die Kollegen auf jeden Fall jede Menge dabei, die hätten zum Schutz der Möbel bestimmt gereicht. Leider fehlte mir (oder auch den Umzugshelfern) die nötige Zeit und Ruhe, um genau solche Fragen zu beantworten. Beim nächsten Umzug würde ich ein paar dieser Aspekte gern im Vorfeld klären und vielleicht auch gleich die Auswahl des Dienstleisters davon abhängig machen. Wenn man nur immer die Ruhe findet in solchen turbulenten Phasen..

Kochen für die Umwelt – Abstriche beim Umzug

Hat man den Transport seiner Habseligkeiten erstmal geschafft, steht oft noch ein weiterer großer Akt bevor: Der Einbau einer Küche. Idealerweise hat man sich im Vorfeld schon gekümmert, sodass man beim Einzug nur noch einräumen und loskochen braucht. Aus logistischen Gründen haben wir uns entschieden, eine Küche von einem regionalen Einzelhändler in Weimar zu kaufen, insbesondere um von dem Vor-Ort-Service profitieren zu können. Leider hat die lange Lieferzeit der Küche trotzdem dazu geführt, dass wir ein paar Tage ganz ohne Küche überbrücken mussten. Um dann beim Einbau festzustellen, dass auch noch ein Klempner für die Anschlüsse benötigt wird, da diese nicht in ordnungsgemäßem Zustand waren. Kurzum: Wir mussten trotz relativ guter Planung zwei Wochen ohne nutzbaren Wasseranschluss in der Küche überbrücken.

Auch wenn der Herd schon etwas früher angeschlossen war, hat sich viel Verpackungsmüll durch schnelles Essen unterwegs und auch zu Hause angesammelt. Ohne Spülmöglichkeit hatten wir irgendwie nicht das Gefühl, eine nutzbare Küche zu haben. Das Geschirr in der Badewanne zu spülen, war auch ohne großes Kochen aufwändig genug. Das hätte man sicher auch anders handhaben können *seufz*, weshalb ganz schön viel schlechtes Gewissen im Spiel war. Denn selbst kochen wäre nicht nur gesünder, sondern durch den Einkauf regionaler, möglichst unverpackter Lebensmittel auch deutlich ökologischer gewesen.

Immerhin hat mir der Einbau unserer Küche gezeigt, dass es eine gute Wahl war, einen Händler vor Ort zu beauftragen. Der Einbau war sehr fachmännisch und die Mitarbeiter auch sehr serviceorientiert! Das hätten wir in der Form bei einer der großen Möbelketten mit Sicherheit nicht so bekommen. Allerdings scheint die Auftragslage beim Händler unserer Wahl nicht so schlecht zu sein, denn leider mussten wir sehr lange auf unsere Wandabschlussleiste warten und auch die Backofenauszüge sind noch nicht im gewünschten Zustand.

Stress beim Möbelkauf

Im Vergleich zum entspannten Küchenkauf beim lokalen Fachhandel, erlebe ich nur wenige Wochen später, wie es beim Möbelkauf in einer der großen Ketten zugeht. Mit sehr konkreten Vorstellungen und einer gut vorbereiteten Liste, was ich kaufen möchte, schiebe ich mich durch die Ausstellung. Eigentlich wollte ich ein paar eingerichtete Beleuchtungsensembles auf mich wirken lassen, doch das war bei der Masse an Leuten schlichtweg nicht möglich.

Nachdem ich mich damit arrangiert hatte, versuchte ich mich zügig an den überall herumstehenden und gemütlich durch die Gänge schlendernden Leuten vorbei zu kämpfen, um später festzustellen, dass ich das ein oder andere gesuchte Accessoire doch hätte direkt in der Ausstellung mitnehmen müssen, da es im Untergeschoss nicht ausliegend war. Da aber die Menge an Personal ganz und gar nicht im Verhältnis zu der Besucheranzahl stand, geschweige denn zwischen diesen aufzufinden war, konnte ich solche und andere Fragen auch gar nicht klären.

Nachdem ich also 1,5 Stunden erst durch die Möbelausstellung gewetzt bin um mir dann, ein paar Haken schlagend und doch wieder zurückkehrend, alle Artikel im Untergeschoss zusammen zu suchen, fühle ich mich extrem ausgelaugt und möchte mich auf der Stelle in mein Bett beamen und nur noch schlafen. Ich fühle mich so ohnmächtig, dass ich erstmal ein paar Minuten ziellos hin und her laufe, um dann stehen zu bleiben und mich erstmal zu sammeln. Mit dem Beschluss: Jetzt nur noch das Nötigste, zur Kasse und ab nach Hause. Das Nötigste musste aber bei 8 defekten Bildschirmen im Lager erstmal ausfindig gemacht werden.. :-/ Denn auch das wird im preisorientierten Möbelhaus ganz geschickt an die Kunden delegiert, die sich vermutlich noch über die Flexibilität und Autonomie freuen, bis zur letzten Schraube alles ganz individuell zusammensetzen (und suchen!) zu dürfen.

Mehr Wege, weniger Stress im lokalen Einzelhandel

Eigentlich hatte ich für die Neuanschaffung von Möbeln zuvor auch gute Vorsätze gehabt, aber die lokalen Läden für die eigenen konkreten Vorstellungen muss man auch erstmal finden. Da würde es helfen, zumindest ein Portfolio online zu sehen, aber das lohnt sich für viele Inhaber wahrscheinlich nicht, insbesondere wenn sie noch allein den Laden schmeißen.

Online auszusuchen war für uns aber das einfachste, um schnell zu entscheiden, was man kaufen möchte und wo man überall hinfährt um alles auf einem Weg abzuhaken. Außerdem ist mir aufgefallen, dass man ja teilweise schon konkrete Vorstellungen, hat, die sich über Jahre aufgebaut haben oder die durch schon vorhandene Möbelstücke zum Teil vorbestimmt sind (Wir brauchten z.B. Einschubkästen für ein Regal). Irgendwie weiß man eben, dass es für Bücher Billy gibt, und vor allem, dass man dabei so viele individuelle Gestaltungsmöglichkeiten hat. Dass das Bücherregal am Ende möglicherweise genauso aussieht wie das Exemplar beim kleinen Möbelhändler um die Ecke und der Gesamtpreis sich vielleicht auch gar nicht so stark unterscheidet, nimmt man für die große Auswahl in der Möbelkette wohl in Kauf. Da haben es die kleinen regionalen echt schwer.

Wenn man sich in großen Teilen neu einrichtet, kommt bei der Entscheidung für den Kauf im regionalen Einzelhandel auch die Schwierigkeit hinzu, dass man verschiedene Adressen aufsuchen muss, um Lampen, Sofas und Möbel zu besorgen. Bei den sowieso schon vielen organisatorischen Wegen (wie Ummeldung im Bürgerbüro, Ummeldung in der Zulassungsstelle, Umzug des Telefon- und/ oder Internet-Anbieters, Anmeldung beim Stromanbieter, um nur einige zu nennen), empfinde ich jeden zusätzlichen Weg wirklich als Last.

Lernen für das nächste Mal

Was ich in dem ganzen Trubel gelernt habe: Wenn man auch im Laufe eines Umzugs auf nachhaltiges und umweltorientiertes Handeln setzen möchte, ist eine umfangreiche Planung im Vorfeld mit ausreichend Vorlauf besonders wichtig. Wenn man am neuen Ort die Gegebenheiten nicht kennt, lohnt es sich bestimmt, sich vor dem Umzug schon mal mit ein paar Adressen vertraut zu machen, wo man lokal gut einkaufen kann – ob Lebensmittel, Möbel oder Kleidung für den ersten Tag im neuen Job. Dank Internet und Telefon ist diese Recherche im Vorfeld ja durchaus möglich – nur eben auch sehr aufwändig und zeitintensiv.

In jedem Fall hilft es, wenn man sich generell schon viel mit der Thematik auseinandergesetzt und einiges schon länger im Alltag umgesetzt hat. Denn was erstmal zur Gewohnheit geworden ist, wird man auch im neuen Umfeld schnell wieder in die Routine übernehmen. Abstriche zu machen und Kompromisse einzugehen ist aber auch dann manchmal nicht zu vermeiden. So putze ich zum Beispiel inzwischen wieder mit den selbstgemachten Lappen, wie ich hier schon mal berichtet habe. Bei den ersten Hausputzaktivitäten, insbesondere im Bad, konnte ich das allerdings aus hygienischen Gründen nicht mit meinem Gefühl vereinbaren und habe wegwerfbare Tücher verwendet. Aber immerhin zu 100% recycelte mit dem Zertifikat vom blauen Engel.

Wie ist das bei euch, seid ihr schon oft umgezogen und habt ihr schon eine Strategie für mehr Nachhaltigkeit dabei? Was klappt bei euch gut und was nicht, teilt eure Erfahrungen mit einem Kommentar! 🙂

2 thoughts on “Beim Umzug sind nicht nur die Kisten schwer

    • Hallo Pablo,

      Danke für deinen Hinweis. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, worauf du dich beziehst. Meinst du die Planung im Vorfeld, um zu wissen, wo man gut etwas kaufen kann? Da hätten die neuen Nachbarn vielleicht ein paar Tipps geben können, das stimmt. Nur leider sind wir aus Braunschweig nach Weimar gezogen, und wir waren vorher nicht nochmal vor Ort, um mit den neuen Nachbarn reden zu können 😉
      Und als wir dort waren, haben wir auch erst nach ca. 2 Wochen das erste Mal unsere Nachbarn getroffen. Vorher standen wir schon ein paar Mal vergeblich vor der Tür um uns vorzustellen (auch am Wochenende)..

      viele Grüße,

      Juana

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