Bücher teilen statt horten

Nun ist sie bald vorbei die dunkle Jahreszeit und ich genieße die letzten Wochen, in denen man gemütlich auf dem Sofa eingekuschelt, ganz ohne Hummeln im Hintern, ein gutes Buch lesen kann. Warum ich in ökologischer Hinsicht bald weniger schlechtes Gewissen beim Lesen haben werde, erfahrt ihr in diesem Artikel. Lest, welche nachhaltigen Alternativen es zum klassischen Bücherkauf im Laden gibt und welche ich gerade neu für mich entdeckt habe.

Von kleinen und großen Buchläden

Wenn ihr genauso gern lest wie ich, dann macht es euch bestimmt auch Spaß in Buchläden zu stöbern. Da ich vielfältig interessiert bin und oft gerade die Bücher und Themen spannend finde, die vielleicht nicht in der ersten Reihe stehen, freue ich mich besonders über ein großes Angebot. Deshalb war ich in Braunschweig immer sehr glücklich bei Graff, denn die Buchhandlung ist riesig, bietet Ecken zum Verweilen und Schmökern an und ist dennoch ein Familienbetrieb.

In Weimar ist die Situation nun etwas anders. Im Rahmen von Familienunternehmen findet man keine große Buchhandlung, dafür aber mehrere kleinere. Durch den Tourismus in der Region ist eine Spezialisierung der Läden für eine bessere Kunden- oder Zielorientierung aber scheinbar nicht nötig. Eine richtige Aufteilung, was die Themenschwerpunkte betrifft, gibt es nämlich nicht, weshalb ich bei meinen spezifischen Wünschen leider bisher oft gar nicht fündig geworden bin.

Die Beratung ist zwar auf den ersten Blick sehr gut, aber bei nicht vorrätigen Büchern kennen sich die Mitarbeiter natürlich auch nicht unbedingt aus. Zumal das Bestellen nur bedingt möglich und sinnvoll ist, da eine kleine Bücherei die zur Ansicht bestellten Bücher ja kaum mehr los wird und die Bücher dann vielleicht wieder zurückschicken muss (oder dies gar nicht erst anbietet). Allerdings ist das Zurückschicken wohl eine gängige Methode, auch bei großen Buchhandlungen, so habe ich das zuletzt auch bei Graff erlebt.

Um nun also nicht bei jedem Buch auf die großen Konzerne angewiesen zu sein, bin ich auf eine ganz andere gute alte Lösung gestoßen. Aber dazu müssen wir erstmal einer anderen Frage nachgehen:

Welche Bücher brauche ich wirklich?

Eine Frage, die man sich bei aller Liebe zur hauseigenen Bibliothek stellen muss, ist die, ob man jedes Buch, das man lesen möchte auch kaufen muss. Denn die meisten liest man ja sowieso nur einmal, oder? Vielleicht gibt es ein paar Klassiker, die man gern häufiger lesen möchte und das ein oder andere Buch möchte man vielleicht auch mit ein bisschen Stolz sein Eigen nennen. Bei mir zähle ich auch einige Sachbücher zum Inventar, die ich zum Nachschlagen definitiv behalten möchte und deren Anschaffung sich gelohnt hat.

Verglichen mit der Anzahl an Büchern, die ich im Jahr lese, ist das aber nur ein geringer Anteil, der wirklich im Schrank stehen muss. So nehmen die überflüssigen Bücher zum einen viel Platz ein und stellen auch eine gewisse Ressourcen-Verschwendung dar. Würde man sie weggeben, könnten sie jemand anderen noch erfreuen oder sich am Ende ihrer Nutzungsdauer über die Altpapierverwertung zum Beispiel in eine neue Zeitschrift verwandeln, die erneut zum Lesen einlädt.

Große Auswahl für wenig Geld

Eine in vielerlei Hinsicht sehr gute und nachhaltige Alternative zum klassischen Bücherkauf, die ich in den letzten Jahren ziemlich vernachlässigt habe, ist die Stadtbibliothek. Die Bestände sind meist riesig und auch hier laden oft gemütliche Oasen zum Reinschmökern ein. So kann man sich ganz in Ruhe für das ein oder andere Exemplar entscheiden, das man für ein paar Wochen mit nach Hause nehmen möchte. Übrigens hat man normalerweise sehr viel Zeit zum Lesen, denn selbst nach Ablauf der Ausleihfrist (in Weimar 4 Wochen), lässt sich diese oft nochmal verlängern, manchmal auch mehrfach (in Weimar geht das zweimal und vor allem bequem über eine Erinnerungs-Mail), wenn es keine Vormerkungen gibt.

Und wer weiß, vielleicht lernt man bei der Rückgabe desselben Buches die Leseratte am Nachbarschalter kennen 😉

In meiner Jugend habe ich bergeweise Bücher aus der Stadtbibliothek nach Hause geschleppt, zu Studienzeiten ist das dann aus verschiedenen Gründen erstmal zum Erliegen gekommen. Einige Jahre hatte ich dann immer mal wieder den Gedanken, mich in der Stadtbibliothek anzumelden, aber getan habe ich es nie. Dabei war die Bibliothek sogar in der Nähe meines Lieblingsbuchladens.

In Weimar habe ich es nun geschafft – seit Samstag habe ich wieder einen Bibliotheksausweis! Ganze 15 Euro hat mich das ohne Ermäßigung für ein Jahr gekostet und ich habe auch gleich 6 Bücher und 3 CDs mitgenommen. Das schöne ist nämlich: Man muss auch nicht lange überlegen, ob man nun lieber das eine oder das andere Buch nimmt, sondern kann sich beliebig viele mit nach Hause nehmen, Fehlkauf ausgeschlossen. Den Preis habe ich also schon nach der ersten Nutzung wieder drin 😊

Wer übrigens einen Bibliotheksausweis hat, kommt auch noch in den Genuss anderer Sachen, die man gut leihen kann: Gesellschaftsspiele, Musik in Form von Noten oder CDs und auch DVDs hat Weimar im Angebot. Ob das dabei ist, was ihr sucht, könnt ihr auch bequem von zu Hause online bei der Stadtbibliothek recherchieren.

Teilen ganz ohne Leihen

Für wen das Leihen trotzdem noch zu umständlich ist oder wer mehr Lust auf Spontanität hat, der kann sich auch zum Schmökern nach einem der kostenlosen Tausch-Bücherschränke umschauen. In Weimar gibt es einen in der Ernst-Kohl-Straße 23. Ein Buch mitnehmen und beim nächsten Mal wieder zurücklegen oder vielleicht auch ein anderes hinbringen, das man vorher schon ausgelesen hat.

Vielleicht kennt ihr auch bookcrossing oder andere Formen des organisierten Büchertauschens. Das Prinzip bei bookcrossing: Man lässt ein markiertes Buch absichtlich irgendwo liegen und trägt den ungefähren Ort mit Hinweisen auf einer Webseite zusammen mit Datum und Uhrzeit ein. Die Community kann so bewusst dorthin gehen und das Buch suchen. Und auch Leute, die noch nicht mitmachen, können so auf das Konzept aufmerksam werden. Diese Art des Bücherkreisels hat auf jeden Fall noch einen zusätzlichen Spaßfaktor! Im Internet findet man unter dem Stickwort booksharing noch andere Plattformen zum Büchertausch, allerdings habe ich bisher leider noch keine gefunden, auf der es auch lokal in Weimar Bücher gibt. Verschicken finde ich persönlich dann nämlich auch nicht so toll und nachhaltig.

Natürlich kann man auch gebrauchte Bücher kaufen oder selbst wieder verkaufen. Das geht am besten auf Flohmärkten, oder wenn es was Spezielles ist auch online. Ich werde dieses Jahr mal den Flohmarkt im e.Werk testen, mal sehen was neben Büchern bis dahin noch so zusammenkommt. Wo ihr sonst noch gebrauchte Bücher in Weimar findet, könnt ihr im Internet zum Beispiel auch auf den Seiten von Weimar im Wandel (transition town) nachlesen.

Elektronisch lesen für mehr Nachhaltigkeit?

Wenn es nur um das Schonen der Ressourcen geht, könnte man vielleicht auch über das elektronische Lesen nachdenken. Dies macht meines Erachtens allerdings nur bei den Readern Sinn, die mit e-Ink-Technologie funktionieren, bei denen also immer nur beim „Umblättern“ Strom verbraucht wird. Ob man damit nun im Vergleich zur Produktion eines Buches mehr oder weniger Ressourcen verbraucht, hängt stark davon ab, wieviel man liest und wo man die Bücher eben sonst herbekommt. Im Vergleich zu einem Buch, das durch Weitergabe immer wieder gelesen werden kann, glaube ich nicht, dass es in der Summe effizienter ist. Zumal der Reader im Gegensatz zum Buch viele nicht nachwachsende Rohstoffe beinhaltet. Wie so oft, findet man bei utopia dazu ein paar Entscheidungshilfen für die ganz persönliche Lesesituation.

Wie ist das bei euch, müssen eure Bücher gelesen aussehen und habt ihr schon die endlosen Leihmöglichkeiten in eurer Bibliothek entdeckt? Oder habt ihr eure Lektüre lieber elektronisch immer dabei?

2 thoughts on “Bücher teilen statt horten

  • Hallo Juana, ich habe mal wieder mit Interesse deinen Bericht gelesen 🙂 mit dem Lesen verbringe auch ich einen Großteil meiner Freizeit. Vor allem zum Überbrücken von Wartezeiten oder auch während Fahrten mit Bus und Bahn gehe ich gerne diesem Hobby nach. Ich habe mir letztes Jahr eine Leseapp auf dem Handy installiert und ein Leseabo abgeschlossen. So kann ich mit meinem Handy, das ich sowieso immer dabei habe, zu jeder Zeit interessante Schmöker lesen 😉

    • Hallo Nadine,

      Danke für den Tipp, ans Handy habe ich selbst ehrlich gesagt gar nicht gedacht. Mir persönlich ist das immer zu klein zum Lesen. Aber wenn einen das nicht stört (oder bei den großen Modellen..) ist das natürlich auch noch eine Alternative für das elektronische Lesen, bei der man kein neues Gerät braucht.

      Da wäre nun natürlich interessant, was so ein Handy beim Lesen an Strom verbraucht. Das ist vermutlich mehr als bei einem Reader mit e-Ink-Technologie, da das Handy ja bunt leuchtet 😉 Eventuell gibt es auch noch zusätzliche Hintergrundanwendungen, die im Stand-By-Betrieb des Handys nicht laufen würden.

      Vielleicht hast du dich damit ja sogar schon auseinander gesetzt und kannst Einzelheiten berichten?

      viele Grüße,
      Juana

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