Umfassende Gewürzberatung beim Einkauf im Temperos

Regal_Temperos

Die Liste an Gewürzen, die uns ausgegangen sind, wird immer länger. Endlich mal ein Grund für mich zum Gewürzladen Temperos in der Güldenstraße zu gehen, in den ich schon immer mal einen Blick werfen wollte. Der Schein von außen trügt – die Palette an Gewürzen ist lang und beschränkt sich nicht auf exquisite Varianten von Pfeffer, wie ich zuerst geglaubt habe. Erfahrt in diesem Artikel, was Temperos rund ums Thema Gewürze noch zu bieten hat.

Erster Eindruck ins rechte Licht gerückt

Vollmundige Namen wie Lampong, Kampot oder Sawarak kann man an den dunklen Holzregalen lesen. Ich bin in dem kleinen, modern eingerichteten Gewürzladen Temperos und schaue mich um. Der unscheinbare Laden ist nur wenig beleuchtet – Grund ist die Lichtempfindlichkeit vieler Gewürze, wie ich erfahre. Die zu Beginn genannten Namen machen bereits die Erlesenheit an Gewürzen deutlich, denn es handelt sich bei allen um Pfeffer. Wenn man, wie ich bisher, keine Ahnung hat, wozu man unterschiedliche Pfeffer-Varianten überhaupt braucht und welcher denn nun bitte der „stinknormale“ Pfeffer ist, bekommt man von Jörg Günther, einem der beiden Gründer des Temperos, gleich eine kleine Gewürzkunde.

Was kommt ins Regal

Beste Qualität muss es sein. Die findet sich mal hier mal dort, und wie man es sich bei Gewürzen leicht vorstellen kann, auch nicht unbedingt in Deutschland. So kommt der Oregano nicht etwa aus Italien, sondern aus der Türkei, der Thymian dafür aber aus Thüringen.

Die Auswahl richtet sich nach Güte der Anbaugebiete, hier kann die Bodenbeschaffenheit oder auch das Klima eine Rolle spielen. Am Ende zählt vor allem der Geschmack. So probiert Jörg Günther immer wieder neue Sorten, aber auch altbekannte Gewürze aus anderen Anbaugebieten. Was geruchlich und geschmacklich überzeugt, wird gekauft. Wenn eine Lieferung mal nicht den Erwartungen entspricht, wird diese auch umgehend reklamiert oder sogar der Lieferant gewechselt.

Die Sache mit dem „Bio“-Siegel

In den meisten Fällen, ist die Ware auch bio, wobei eine Zertifizierung sich für Temperos aufgrund der Kosten nicht rechnen würde, wie mir Jörg Günther erzählt. Hinzu kommt, dass eine Zertifizierung bis zum Pflücker vorhanden sein muss, was sich bei vielen Gewürzen schwierig gestalten würde, da hier zumeist keine festangestellten Arbeitskräfte im Einsatz sind.

Außerdem seien Pflanzen, wie beispielsweise Pfeffer sehr empfindlich, sodass sich der Einsatz von Pestiziden ohnehin nicht empfiehlt und zum Teil auch einfach nicht rechnet. In vielen Anbaugebieten gibt es deshalb die Praxis ein Cola-Wasser-Gemisch zu spritzen, das einfach und kostengünstig, aber wohl auch wirksam ist. Was das für die Pflanze und damit den Verbraucher oder auch für die Böden und das Ökosystem für Auswirkungen hat gegenüber konventionellen Schädlingsbekämpfungsmitteln bleibt zu hinterfragen. Habt ihr darüber vielleicht schon mal was gehört? Es wird aber häufig auch durch Mischkultur mit anderen verträglichen Kulturpflanzen einem Schädlingsbefall vorgebeugt, diese Strategie gefällt mir auf den ersten Blick erstmal viel besser.

Ein weiterer Punkt, der für eine Bio-Zertifizierung erschwerend hinzu kommt, ist, dass die im Laden gehandelten Gewürze zu großen Teilen von kleinen Lieferanten stammen, die sich eine Zertifizierung nicht leisten können. Dort geht es laut Jörg Günther aber meist wesentlich fairer zu als bei den größeren, die oft vorrangig einen Gewinn für bestimmte Organisationen erwirtschaften wollen, sodass bei den Bauern selbst letztendlich wenig ankommt.

Für jeden was im Sortiment

Wenn man an den Regalen im Laden entlang schreitet, findet man vor allem Pfeffer, Curry und BBQ-Gewürzmischungen in vielen verschiedenen Varianten. Da der Laden nicht sehr groß ist, hatte ich zunächst den Eindruck, dass die Auswahl doch sehr spezifisch und wohl eher was für den Feinschmecker ist. Meine Befürchtung war, dass ich hier gar nicht alle herkömmlichen Gewürze, die meine Küche so braucht, bekommen würde.

Aber ich wurde immer weiter überrascht. Aus verschiedenen Ecken holt Jörg Günther für jedes meiner Anliegen neue Dosen und versorgt mich auch zum Teil in meinen mitgebrachten Gewürzbehältern – auch denen der vermeintlichen Konkurrenz. Hier kann man also auch lose Ware einkaufen, was meiner Müllvermeidungs-Strategie sehr entgegen kommt. Da meine Behälter aber zum Teil nicht sehr geeignet sind (ich gestehe, ich habe vor allem die Einweg-Gewürzbehälter mitgenommen, die von den letzten Supermarkt-Einkäufen stammen), versorgt mich der sympathische Temperos-Inhaber auch mit neuen und wie ich finde sehr viel edleren Dosen aus Weißblech (Aluminium ist nicht lebensmittelverträglich, wie er mir erklärt).

Mehrwegmühlen in der Küche sinnvoll?

Dabei lerne ich gleich die nächste „Lektion“: Die Dosen haben keinen Dosieraufsatz. Dies ist eine von den Philosophien, die Jörg Günther umtreibt, und die er seinen Kunden gern mit auf den Weg gibt. Der Dosieraufsatz verleite zum Würzen über dem Topf und da ließe sich die Menge wohl schwer einschätzen – Verwürzen wäre die Folge. Kundenorientiert ist der Gewürzspezialist dann aber doch und verspricht mir, in Kürze auch Dosen mit Dosieraufsätzen zu bestellen.

Auch Gewürzmühlen steht Jörg Günther eher skeptisch gegenüber, da diese durch die Verwendung über Töpfen Feuchtigkeit anziehen und so z.B. bei Pfeffer zu Pilzbildung im Mahlwerk führen können, die man nicht sieht. Wollte ich das wirklich wissen?

Als Kompromiss verkauft er sogenannte Einweg-Mühlen mit Keramik-Mahlwerk. Diese sind nach 2-3 Jahren wohl kaputt und können ersetzt werden, der Hygiene wäre hiermit geholfen. Da ich die Mühlen schon ausprobieren durfte, kann ich sagen, dass sie auf jeden Fall toll mahlen – ich bin bei jeder Benutzung begeistert! Ob sie tatsächlich nach ein paar Jahren den Geist aufgeben, kann ich noch nicht beurteilen, der Praxistest wird es beweisen. Immerhin besteht der Unterteil aus Glas und das Mahlwerk aus Keramik, sodass nur der obere Teil der Mühle als Kunststoff zu recyceln wäre. Trotzdem würde ich eine langfristigere Verwendung aus ökologischen, aber auch Kostengründen besser finden, müsste mir dann aber eine Alternative zum Würzen über dem Topf einfallen lassen… oder vielleicht gibt es ja Mühlen, bei denen das Mahlwerk ausgebaut und gereinigt werden kann?

Was ich mit nach Hause nehme

Neben Zimt, Vanille, Koriander, Knoblauch, Kreuzkümmel, Curry, Salz, Pfeffer und Rosmarin nehme ich nach diesem fast einstündigen Einkauf (oder sollte man es eher Beratungsgespräch nennen?) wahnsinnig viele hilfreiche Zusatzinformationen zu Lagerung, Verwendung und Anwendungstipps mit, sowie unglaublich große Lust, mit den tollen neuen Gewürzen gleich los zu kochen!

Das umfassende Wissen zur Art der Aromen-Entfaltung, zu Ursprüngen und Hintergründen von Gewürzen hat der erfahrene Jörg Günther hauptsächlich durch seine vielen Reisen seit frühester Kindheit erworben. Verbunden mit seiner großen Leidenschaft zu kochen, kann man sehr gut nachempfinden, woher der Eifer in seiner Stimme kommt, wenn er die vielen kleinen Geheimnisse lüftet, die die Gewürzwelt mit sich bringt.

So komme ich gern wieder und lasse mich mit viel Freude informieren und inspirieren. Vielleicht probiere ich auch mal den ein oder anderen Workshop im Temperos „rund um das Thema Gewürze & Genuss“ aus, die auch auf der Firmen-Homepage www.temperos.de angeboten werden.

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