Geben und Nehmen für den guten Zweck

Durch das Schließen eines Second Hand Geschäfts ist mir aufgegangen, was man für den Erhalt von Gebrauchtwaren-Läden tun kann und dass Kleiderspenden nur eine Seite einer guten Sache darstellt. Lest in diesem Artikel, was man für Hilfsbedürftige (oder den Geldbeutel) ganz einfach noch tun kann und wie sich dabei das Prinzip „Geben und Nehmen“ mal ganz anders darstellt.

Neu gegen Alt – wer den Preis bestimmt

Ich bin ja immer ganz traurig und tief enttäuscht, wenn sich ein Café oder ein Laden, den ich toll finde aus verschiedenen Gründen nicht halten kann und schließt. So habe ich schon öfter so manch einem gerade erst eröffnetem Geschäft hinterher getrauert. Besonders schade ist es aber, wenn es ein Laden ist, der schon lange Geschichte schreibt.

So geschehen im Dezember. Da gab es Ausverkauf bei Annas Lädchen, einem Second Hand Geschäft für Kinderbekleidung, Spielzeug und mehr, das schon ein paar Jahrzehnte Bestand hatte. Man konnte dort alles finden, was das Kinder- oder Mama-Herz begehrt. Der Laden war zwar sehr voll, aber gute Beschriftung und Beratung haben meist schnell zum Auffinden des ein oder anderen begehrten Teils geführt.

Fragt man nach Gründen, liegen diese fast offen auf der Hand: Die Konkurrenz ist zu billig. Nicht etwa die der anderen Second Hand Läden für Kinderwaren, denn davon gibt es in Braunschweig gar nicht so wahnsinnig viele. Nein, die Neuware, die von den großen Ketten massenweise angeboten wird, ist so günstig geworden, dass in den letzten Jahren wesentlich mehr Leute zum Abgeben der getragenen Kleidungsstücke gekommen sind als solche, die etwas Gebrauchtes kaufen wollten. Irgendwann lohnt sich ein Geschäft dann einfach nicht mehr.

Spenden ist gut, Kaufen ist besser

Ehrlich gesagt, habe ich darüber noch nie vorher nachgedacht. Wie bereits in meinem Artikel Kleidersammlung oder reif für die Tonne erwähnt, habe ich schon so manches Mal meine getragenen Sachen abgegeben und mich dabei gefreut, wenn diese so noch einem guten Zweck dienen konnten. Doch gekauft habe ich in jenen Wohltätigkeitsläden eher selten und nie wirklich mit Absicht.

Kleider spenden ist zweifelsohne schon eine gute Sache. Aber gerade die Wohltätigkeitsläden, bei denen die gespendete Ware verkauft werden soll, können meist mehr bewegen mit dem Geld, das der Verkauf einbringt. Und es ist doch auch eine tolle Sache, wenn bei einem Einkauf sogar 100% des Geldes in gemeinnützige Projekte fließen. Nachdem mir das alles klar wurde, habe ich mir ein paar Charity Shops, die Braunschweig zu bieten hat, mal aus Käufersicht genauer angeschaut.

Wohltätigkeitsläden statt Warenhäuser

Bei Zweimalschön habe ich gleich nochmal zwei Pullis abgegeben. Dort gibt es natürlich viel Kleidung und Schuhe zu kaufen, aber auch Haushaltswaren, Schmuck und Spielzeug sind zu finden. Das Sortiment wird kontinuierlich ausgetauscht, man kann also auch häufiger mal einen Blick reinwerfen. Was nicht verkauft wird, kommt übrigens nach Helmstedt, wird dort sortiert und entweder anderen sozialen Einrichtungen bundesweit zur Verfügung gestellt oder auch an Bedürftige in anderen Ländern verteilt.

Ein richtig großes Warenhaus ist FairKauf, hier findet man auf vier Etagen so einiges von Geschirr über Bettwäsche, Kinderspielzeug und Bücher oder auch CD‘s. Bei Krimis hatte ich im letzten Jahr auch schon mal zugeschlagen, denn die waren wirklich unschlagbar günstig! Im Gegensatz zu den anderen Charity Shops, wo meist Ehrenamtliche den Verkauf übernehmen, haben bei FairKauf Menschen mit Beeinträchtigung eine Arbeit. Der Laden ist nämlich ein Angebot der Lebenshilfe Braunschweig. Übrigens gibt es auch Möbel über FairKauf zu erstehen, die bekommt man dann aber im Rebenpark. Das muss ich mir bei Gelegenheit auch unbedingt nochmal anschauen.

Eine besonders schöne Idee, die sich auch fürs Schenken gut macht, ist die „Ziege“ von Oxfam. Hier kann man also eine Spende für einen ganz konkreten Einsatzzweck tätigen und bekommt dafür noch eine Karte mit Kühlschrankmagnet mit dem passenden Spruch für das Geburtstagskind zum Beispiel. Wenn das Geschenk zum Vatertag also im wahrsten Sinne des Wortes „der Hammer“ ist, können sich auch die Menschen im Süd-Sudan über Werkzeug für den Brunnenbau freuen.

Neben diesen tollen Geschenkideen kann Oxfam aber auch mit anderen Waren aufwarten. Insbesondere Abendkleider sehe ich häufig im Schaufenster hängen und die sind wohl auch heiß begehrt. Zwischen Kristallgläsern, Holzspielzeug und Modeschmuck finde ich auch einen Wecker, den ich gleich mitnehme, da unserer den Geist aufgegeben hat und eine Reparatur laut Uhrmacher nicht lohnt. Mit Batterie und richtiger Uhrzeit versehen, ist dieser auch gleich einsatzbereit und ich freue mich ein ToDo weniger auf der Liste zu haben.

Kleiderspenden ist nicht alles

Beim Stöbern in den Läden ist mir übrigens noch etwas aufgegangen: Man kann ja nicht nur Kleidung spenden, sondern eigentlich so ziemlich alles. Da ich es mit dem Wegwerfen ohnehin nicht so habe, gefällt mir der Gedanke eigentlich ganz gut, öfter mal etwas Gegenständliches zu spenden.

Wir haben seit kurzem zu Hause auch eine neue „Regel“: Jeden Tag wird etwas weggeschmissen. Das klappt seit ein paar Wochen sehr gut und da wir wirklich noch viel Krempel haben, konnten wir bisher immer Dinge finden, die sich wirklich nur noch zum Wegwerfen eignen: kaputter Modeschmuck, ungenutzte Kosmetikartikel, alte Unterlagen und vieles mehr haben wir schon artgerecht entsorgt. Das ist ganz schön befreiend! Wenn wir die Strategie noch eine Weile verfolgen, können wir vom „wegschmeißen“ zum „trennen“ übergehen und spenden die Dinge einfach für einen guten Zweck. Darauf freue ich mich schon!

Neues kaufen für den guten Zweck

Wer sich bei gebrauchten Dingen unwohl fühlt, kann natürlich auch neu kaufen. Auch da gibt es nämlich Läden, die einem guten Zweck dienen, wo also der Erlös wohltätigen Projekten zu Gute kommt, oft sogar direkt den Produzenten. Wir kaufen beispielsweise immer unseren Kaffee bei Contigo. Das ist ein Fair Trade Laden mitten in der Stadt, der neben gutem Kaffee (und Schokolade!) auch schönen Schmuck und andere handgefertigte Dinge, wie Schüsseln, Taschen oder Schals zu bieten hat. Zu vielen Dingen gibt es auch eine Herkunftsgeschichte, da weiß man gleich, wofür der Einkauf gut ist. Contigo denkt übrigens auch in puncto Umweltfreundlichkeit mit: So gibt es Rabatt auf den nächsten Kaffee, wenn man die Kaffee-Tüte wiederbefüllen lässt.

Es gibt noch viel zu entdecken

Wie ihr seht, gibt es so einige Läden, bei denen der Einkauf sozusagen die Spende beinhaltet. Und es gibt noch mehr zu entdecken: Fair gehandelte Waren gibt’s auch im Eine-Welt-Laden, Schönes und Praktisches aus Holz, Keramik und anderen Materialien kann man im Werkstattladen der Lebenshilfe erwerben.

Ich habe inzwischen eine Art Wunschliste zu Hause mit Dingen, die ich bald benötige oder mal haben möchte. So kann ich ganz gezielt nach Sachen Ausschau halten, die ich auch wirklich brauche. Sonst bin ich nämlich oft dazu verleitet, doch noch das ein oder andere Teil mitzunehmen. Außerdem hilft mir die Liste, manches schon zu besorgen, bevor es so dringend wird, dass ich es einfach nur irgendwo kaufe ohne auf die Herkunft zu achten.

Was den Überfluss betrifft, so habe ich beschlossen, mir auch häufiger konkrete Dinge schenken zu lassen und dabei auch öfter mal etwas Wohltätiges auf dem Schirm zu haben. Denn seien wir mal ehrlich, wie oft bekommt man Dinge, die man gar nicht haben wollte oder vielleicht irgendwie ein bisschen anders. Weil es Geschenke sind, fällt einem das Trennen dann schwer. Die Folge ist ein verkramtes Zuhause und ein Warenwert, der ungenutzt ist.

Ein großer Vorteil beim Einkauf im Second Hand bzw. Wohltätigkeitsladen ist übrigens der, dass die Auswahl begrenzt ist. Ich muss schon sagen, in Zeiten von Überfluss bei uns in Deutschland, wo man zwischen tausend Sorten Duschbad, hunderten Varianten Toilettenpapier und zig Arten Zahnpasta wählen kann bzw. muss, empfinde ich das tatsächlich als sehr befreiend.

Wie geht es euch, habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreibt einen Kommentar und teilt eure Gedanken zum Einkauf bei Charity Shops oder was euch beim Lesen des Artikels noch so in den Sinn gekommen ist!

3 thoughts on “Geben und Nehmen für den guten Zweck

  • Also hier in England gibt es ja ganz viele von diesen Charity shops, wo Leute Sachen abgeben (Klamotten, Geschirr, Möbel etc) und Verkaufserlöse kommen dann einer bestimmten Charity zu Gute. Da kommt dann oft noch ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt hinzu, quasi ein sozialer: die Läden werden größtenteils von Freiwilligen betrieben, es is also eine Möglichkeit für Leute sich einzubringen, Anschluss zu finden und in ihrer Freizeit was Gutes zu tun…

    • Das stimmt! Die Leute, mit denen ich gesprochen habe, waren auch immer ehrenamtlich dabei und meist hat man Ihnen die Freude an der Sache auch angemerkt 🙂

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