Das Socken-Dilemma: mit Kunststoff oder ausgeleiert?

In diesem Monat dreht sich alles um unsere Füße – genauer gesagt um das, was sie fast täglich umhüllt. Erfahrt, warum gerade eins der kleineren Kleidungsstücke mehr von unserer Aufmerksamkeit verdient und was man beim Kauf in Betracht ziehen kann. Dabei gibt’s natürlich auch ein paar Tipps, wo ihr in Braunschweig und Weimar fündig werdet, und das gilt natürlich nicht nur für den Sockenkauf, sondern generell für ökologische Kleidung.

Haltbarkeit von Hand verlängert

Schon wieder laufe ich durch die Wohnung und habe Zugluft an den Zehen – die Löcher in meinen Socken kann man nicht mehr weg ignorieren, so kann ich keinen Besuch mehr empfangen. Wieso geht das eigentlich immer so schnell? Rein optisch gesehen müsste ich jedes Jahr bestimmt die Hälfte meiner Sockenschublade ausmisten. Dass man die Fersen und Zehen durchschimmern sieht, ist nur der Anfang, die ersten Löcher folgen meist schnell.

Um sowohl mit meinem Geldbeutel, als auch mit den Ressourcen sparsamer umzugehen, habe ich mir vor ein paar Jahren immerhin schon mal selbst – ja, ok, es war mithilfe von youtube (z.B. hier) – das Socken stopfen beigebracht. Klingt öde, ist es auch. Außer man zelebriert es mit Stichworten wie Entschleunigung und hat sonst nicht viel anderes zu tun. 😉 Einfach ist es aber wirklich, und das sollte, wie ich finde, auch jeder mal gemacht haben. Denn so lernt man die Arbeit der eigenen Omas – und das, was in vielen Nähstübchen noch von Hand passiert mal so richtig zu schätzen.

Hat man die Stellen erstmal repariert sind die Socken übrigens meist noch lange nutzbar – vorausgesetzt, man hat nicht allzu dünnes Garn gewählt. So kann man übrigens auch sehr gut die Lieblings-Wollstrumpfhosen oder die Kuschelsocken vor dem Mülleimer retten.

Erdöl für den Tragekomfort?

Wenn man nun aber wirklich keine Zeit und Muße hat, seine Socken selbst zu reparieren oder sie einfach am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind, dann müssen eben neue her. Und das ist gar nicht so einfach, wenn man sich mit ökologischen Maßstäben an die Sache heranwagt. Obwohl es sich „nur“ um Socken handelt, kommen ein paar Kriterien für den Einkauf zusammen. Die Haltbarkeit wäre für mich dabei schon mal durchaus wichtig und ich hatte auch schon mal nach Socken mit verstärkten Fersen und Spitzen gesucht, aber mein größeres Anliegen hat die Suche in dieser Hinsicht abgelöst.

Da wäre nämlich der Verzicht auf erdölbasierte Fasern, also kein Elasthan, Polyester und wie die Kunststoffe noch alle heißen mögen. Gerade bei Kleidungsstücken, die direkt auf der Haut getragen werden, müsste man dieses Auswahlkriterium doch mal berücksichtigen. Vom ressourcenbedingten Verzicht auf Plastik mal ganz abgesehen. Das ist zwar vermeintlich einfach, gibt es doch auch Kleidungsstücke aus 100% Baumwolle. Aber dort, wo die Sachen elastisch sein sollen, wie eben zum Beispiel an den Füßen, wird gern zumindest ein kleiner Anteil elastische Kunststoffaser verwendet. Denn Baumwolle ist nun mal nicht elastisch. Es sei denn, die Strickart führt zu einem elastischen Verhalten. Doch dann besteht eventuell die Gefahr des Ausleierns, das Stück zieht sich dann erst nach der nächsten Wäsche wieder zusammen.

Ganz toll erklärt hat mir die Zusammenhänge zum Thema elastische Faser übrigens Bettina Plönnigs von dem Kinderbekleidungsgeschäft und Stoffladen Stückwerk, das neuerdings in der Friedrich-Wilhelm-Straße in Braunschweig zu finden ist. Sie verkauft seit 2009 ihre selbst genähten Artikel, das ist wirklich einzigartig in Braunschweig! Und wer von den bunten und zum Teil auch ökologischen Stoffen nicht genug kriegen kann, darf auch selbst Hand anlegen. Denn neben individuell angefertigten Babymützen oder Bodys gibt es auch Nähkurse.

Unentschlossen beim Thema Wolle

Zurück zur Socke. Will man Plastik vermeiden, findet man meist als Alternative Socken aus 100% Schurwolle. Mit denen kann ich mich aus verschiedenen Gründen nicht so richtig anfreunden. Zuallererst müsste man klären, unter welchen Haltungsbedingungen die Tiere leben und wie das Scheren erfolgt. Das allein ist, glaube ich, sehr aufwändig und ob das Ergebnis kauffördernd wäre, ist fraglich.

Dazu kommt, dass Wolle häufig nicht so einfach zu waschen ist, wenn auch heutzutage viele Wollprodukte schon in die Waschmaschine dürfen. Aber auch dann muss man sie noch richtig trocknen, ggf. in Form ziehen, davor scheue ich mich irgendwie. Auch etwas kratzig kann Wolle sein. Angenommen, die Haltungsbedingungen der Tiere sind vertretbar, finde ich Wolle als Naturprodukt aber gar nicht verkehrt.

Schwierigkeiten in der Material-Auswahl

Am häufigsten ist wohl Baumwolle als Material anzutreffen, ob nun mit oder ohne zusätzlichen Anteil an elastischen Fasern. Nun ist Baumwolle ja bekanntlich kein heimisches Produkt und benötigt entsprechende Logistik, um zu uns zu kommen. Aber auch sonst ist die Pflanze ziemlich anspruchsvoll, so benötigt sie für ihr Wachstum enorme Mengen Wasser. Daher ist selbst beim Griff zu Biobaumwolle, bei der immerhin auf den Einsatz von Chemikalien wie Entlaubungsmittel und Kunstdünger verzichtet wird, nicht wirklich die Rede von einem nachhaltigen Produkt. Ein paar spannende Fakten in diesem Zusammenhang könnt ihr auf greenality nachlesen, beispielsweise dass herkömmliche Baumwolle durch genmanipulierende Züchtung nochmal deutlich mehr Wasser verschlingt als Bio-Baumwolle.

Socken gesucht.. in Braunschweig

Doch was ist die Alternative? Sehen wir uns doch mal bei den Adressen für ökologische Kleidung in Braunschweig um. Da wäre zunächst jojeco, die Adresse für Öko-Fashion im Braunschweiger Magni-Viertel. Hier kann man sich überzeugen, dass naturnahe und faire Kleidung schon lange nicht mehr uncool ist. Was die Socken betrifft, so gibt es hier viele aus Bio-Baumwolle und auch welche mit einem sehr geringen Elasthan-Anteil von nur 2% (People Tree), meist liegt dieser eher bei 5-10%. Andere Materialien finde ich leider nicht.

Auch im Naturladen ist die Kleidung mehr als öko. Trotz des eher sperrigen, aber immerhin wegweisenden Namens, gibt es dort angesagte Modetrends. Im Naturladen finde ich auch Socken aus Bambusfasern. Diese Pflanze erfreut sich durch ihr schnelles und unkompliziertes Wachstum, das wenig Ressourcen verbraucht, zunehmender Beliebtheit. Doch der Bambus für die Socken wächst aktuell auch noch in Fernost, hat also auch einen langen Transportweg. Außerdem haben auch diese Socken trotz des spannenden Hauptmaterials einen kleinen Kunststoff-Anteil.

Abgesehen von den Socken findet man im Naturladen übrigens überraschend viele Kleidungsstücke „made in germany“, die auch nicht übertrieben teuer sind. Ich kann also nur empfehlen, hier mal vorbei zu schauen!

Heimische Fasern, wie Leinen oder Hanf treffe ich nirgendwo an, hier müsste man die Zusammenhänge und Möglichkeiten vorab mal recherchieren und vielleicht mit konkreten Produktvorschlägen auf die Händler zu gehen. Durch unseren Umzug nach Weimar schaffe ich das allerdings aktuell nicht, werde es aber auf die Liste setzen, denn es interessiert mich schon sehr, welches Potential in unseren heimischen Pflanzen schlummert. Falls ihr hier schon Hinweise oder Erfahrungen habt – immer her damit 😉

Engagierte Beratung macht fündig

Mein Anliegen, zumindest kunststofffreie Socken zu kaufen, wird im Naturladen sehr kundenorientiert bearbeitet. Obwohl die ausliegenden Socken alle Elasthan enthalten oder aus Wolle bestehen, werden für mich bei der nächsten Bestellung ein paar Exemplare aus 100% Biobaumwolle mitgeliefert. Die gibt es nämlich scheinbar doch – bei Grödo, einem Label, das im Naturladen hauptsächlich mit Strumpfhosen präsent ist. Leider ist nun aber doch unser Umzug dazwischengekommen, sodass ich es nicht mehr schaffe, die Bestellung in Braunschweig abzuholen. Nun brauche ich also noch eine Adresse in Weimar, um endlich die Erfahrung reiner Baumwollsocken machen zu können. Denn ich freue mich schon sehr auf‘s Ausprobieren und bin gespannt, was die Socken so können in Sachen Dehnbarkeit und Formstabilität.

Wer übrigens Socken für Kinderfüße sucht, die ökologisch und fair produziert sind, oder auch andere Lieblingsteile für kleine Mäuse, der sollte mal beim Herzensräuber im Magni-Viertel vorbeischauen. Der ehemals aus Platzmangel mit vielen kunterbunten Kindersachen vollgestopfte Laden präsentiert sich seit Kurzem in einem größeren Ladengeschäft zwei Straßen weiter vorn (Kuhstrasse 34). Für die Kleinen gibt es hier auch Socken bzw. Hausschuhe aus alternativen Materialien wie Kork.

Socken gesucht.. in Weimar

Mit dem Wissen, dass das Label Grödo aus dem Naturladen auch Socken aus 100% Bio-Baumwolle anbietet, mache ich mich auch in Weimar auf die Suche. Meine erste Anlaufstelle ist Loveafair. Hier finde ich ein ähnliches Angebot wie im jojeco in Braunschweig, insbesondere Socken mit einem Kunststoffanteil von nur 2%. Reine Baumwollsocken gibt es nicht, aber ich werde auf Nachfrage ganz freundlich an den süßen Kinderladen um die Ecke verwiesen.

Bei Matz & Murkel gibt es, wer hätte das gedacht, auch Erwachsenen-Socken, und die sind zum Teil von der Firma Grödo. Nur leider sind es nicht die reinen Baumwollsocken, nach denen ich suche. Aber auch hier wird mein Anliegen sehr hilfsbereit aufgenommen, nur bestellt werden können die Socken am Ende leider nicht. Dafür werde ich sicher nochmal wiederkommen. Denn ich habe super süße Kinder-Rucksäcke gesehen. Und auch sonst gibt es hier viele ökologisch hergestellte Lieblingsteile für die Kleinen.

Weiter geht die Socken-Suche und ich lerne gleich die ersten Vorteile einer kleineren Stadt zu schätzen, denn nur zwei Straßen weiter gibt es schon das nächste Geschäft, das sich ökologischer Kleidung für Groß und Klein verschrieben hat: Schneekleidchen & Hosenrot. Neben den bereits häufig angetroffenen Socken aus Bambus, finde ich hier auch welche aus Wolle mit Leinen. Die fühlen sich allerdings nicht gerade weich an. Dafür werde ich hier fündig, was Socken aus 100% Bio-Baumwolle betrifft, die sind nämlich auf Anfrage bestellbar.

Das Dilemma: Kunststoff gegen Tragbarkeit

Die reinen Baumwollsocken sind allerdings aus gutem Grund nicht (mehr) im Sortiment, wie mir erklärt wird. Denn die Kunden kamen wohl häufig zurück und haben von schnell ausgeleierten Socken berichtet, die nach drei Wäschen nicht mehr tragbar waren. Nun ja, das will ich erstmal selbst ausprobieren. Übrigens scheint die Erfahrung wohl auch gezeigt zu haben, dass diese wenigen 2% Kunststoff, die bei anderen Socken mindestens verarbeitet werden, hier gute Dienste leisten und völlig ausreichen. Vielleicht muss man also an dieser Stelle doch mal einen Kompromiss eingehen. Ich werde es testen!

Übrigens gibt’s 100% Baumwollsocken auch im Reformhaus am Markt. Dort hatten sie sogar welche vorrätig – was mich allerdings vom Kauf eher abgehalten hat. Denn die haben sich auch wirklich nicht so dehnbar und haltbar angefühlt. Ob das Label, das ich nun bestellt habe ein anderes ist, weiß ich nicht. Warten wir es ab.

Neue Heimat zeigt sich als gute Wahl

Diese erste Rundumschau hat mir übrigens einen guten Eindruck vermittelt, was Weimar in Bezug auf einen nachhaltigen Lebensstil so zu bieten hat. Während ich zum Schreiben schon so einige gemütliche Cafés mit veganem Angebot ausgemacht habe, kann sich die Auswahl an Läden mit nachhaltigem Konzept in Weimar auch sonst sehen lassen.

Ich bin überrascht, wie viele Fair-Fashion-Geschäfte Weimar zu bieten hat! Neben den bereits genannten, findet man naturnahe Mode zum Beispiel auch im Sopresa, im Schuhladen oder auch im schauschau, alles mitten in der Innenstadt zu finden. Und ich bin sicher, es gibt noch mehr, denn ich bin ja kaum mehr als einen Monat hier und habe noch gar nicht richtig angefangen zu suchen! 😉

Umgezogen – Wie geht’s weiter?

Umso mehr freue ich mich, mit euch unsere neue Wahl-Heimat zu entdecken. Auf dem Blog geht es also auch in Zukunft weiter mit allem, was das Thema Konsum zu bieten hat. Vielleicht wird das ein oder andere Mal noch eine Erinnerung an Braunschweig mit einfließen, zum Beispiel im nächsten Artikel, wenn ich über die Einzelheiten unseres Umzugs berichte. Aber alles, was mit regionalen Produkten zu tun hat, spielt sich nun in Thüringen ab.

Deshalb hoffe ich natürlich auf viele neue und begeisterte Leser aus Weimar und Umgebung, würde mich aber auch freuen, wenn der ein oder andere überregionale Leser dabeibleibt oder zwischendurch mal vorbeischaut. Denn letztendlich ist das Thema Konsum ja unabhängig vom Ort überall genauso relevant, nur die Adressen ändern sich und man hat es als reflektierter Konsument mal leichter und mal schwerer, seine Vorstellungen umzusetzen. Aber allein der Austausch hilft bestimmt, die ein oder andere Anregung mitzunehmen und umzusetzen.

Was übrigens überall gut funktioniert: Einfach mal auf den Konsum zu verzichten! Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit kann man die unzähligen Geschenke vielleicht mal überdenken und durch etwas Wertvolleres wie gemeinsame Zeit und Muße ersetzen. Schont die Nerven und den Geldbeutel und am Ende hat auch noch die Umwelt etwas davon! In diesem Sinne wünsche ich euch eine besinnliche Weihnachtszeit!

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