Upcycling nicht selbstgemacht

Upcycling ist in aller Munde, viele Ideen dazu habe ich auch, nur an der Umsetzung hat es bisher gefehlt. Warum es diesen Monat mit einem Alltagsgegenstand ganz ungewollt trotzdem zu einem Upcycling kam und wie glücklich mich das Ergebnis derzeit macht, lest ihr in diesem Artikel. Außerdem zeigt der Beitrag, dass Upcycling auch abseits von „Do-It-Yourself“ und künstlerischen Deko-Artikeln möglich und sinnvoll ist.

Fluch und Segen des ewigen Aufhebens

Eine der Aktivitäten, die ich gern vor mir herschiebe, obwohl ich sie gern mache, wenn ich erstmal dabei bin, und bei der ich mich vor allem immer über das Ergebnis freue, ist: Nähen. Das und die unendliche Vielfalt meiner Ideen, was man so alles noch draus machen könnte, führt dazu, dass ich regelmäßig eigentlich ausrangierte Sachen, vor allem Kleidung, doch noch behalte, wie ich hier schon mal berichtet habe.

Meistens bin ich selbst von meiner Aufheberitis eher genervt, weil mir meine eigene Wohnung oft zu voll und unübersichtlich erscheint. Da fehlt dann die Klarheit und Ruhe, um einfach mal abzuschalten oder sich ganz offen neuen Ideen zuzuwenden. Ab und zu kommt mir mein Vorrat gesammelter Dinge aber wirklich zu Gute. So habe ich aus zwei Hosenbeinen schon eine dekorative Antizugluft-Rolle genäht und die Hosentaschen einer anderen alten Hose samt Bund zur Aufbewahrung der Gartenutensilien auf dem Balkon an der Wand befestigt. Und auch in diesem Monat leistet mir der wirklich vielseitig einsetzbare und robuste Jeansstoff alter Hosen gute Dienste: Wir haben wieder einen funktionstüchtigen Rucksack.

Die Eignung zur Reparatur überprüfen

Dabei haben wir eigentlich eine ganze Menge Rucksäcke zu Hause, weshalb ich nicht einsehen wollte, nun noch einen Neuen zu kaufen. Zwei von unseren großen Alltagsrucksäcken, die mit vielen Fächern daherkommen, waren aber reparaturbedürftig. Bei dem einen ist es der Reißverschluss, der an einer Stelle ausgerissen ist. Da habe ich mir den Austausch eigentlich recht einfach vorgestellt, aber der sollte 35 € kosten. Noch dazu wäre er dann im Gegensatz zum Original auch nur einseitig zu öffnen.

Der zweite Rucksack war am Boden an der Naht offen, hier konnte selbst die Näherei nicht mehr helfen, da der Stoff zu dick für die Maschinen ist. Aber der nette Verweis auf einen Schuhmacher führt mich wieder zu Willi‘s Schuh- und Schlüsseldienst, von dem ich bereits im letzten Artikel zum Thema Leder berichtet habe. Und auch dieses Mal komme ich hier weiter: Der Boden des Rucksacks kann durch ein Stück Leder ersetzt bzw. verstärkt werden, das würde 25 € kosten. Nun habe ich mich ja im Zuge des letzten Beitrags schon so intensiv mit dem Thema Leder auseinandergesetzt, dass ich auf neue Leder-Produkte erstmal verzichten möchte. Ganz enttäuscht habe ich den Rucksack dann auch erstmal ein paar Wochen liegen lassen.

Reparatur mit Material aus dem Kleiderschrank

Und plötzlich kommt mir dann aus heiterem Himmel die Idee: Jeans sollte es doch auch tun! Vom Schuhmacher erhalte ich gleich eine positive Rückmeldung, das Material ist robust genug um für eine Ausbesserung des Rucksack-Bodens in Frage zu kommen. Bei einem Preis von 18 € finde ich eine solche Reparatur auch sehr sinnvoll, die die Nutzungsdauer hoffentlich nochmal deutlich verlängert. Vorher habe ich den Rucksack nochmal in die Waschmaschine geschmissen, um dem Ganzen zusätzlich noch ein neuwertiges Gefühl zu geben.

Freude für die Seele und das Portmonee

Aktuell freue ich mich regelmäßig ein echtes Upcycling-Produkt zu nutzen, das unseren Jeans-Hosen noch ein zweites Leben gegeben und das unseres Rucksacks verlängert hat. So konnten auf der einen Seite Müll vermieden und auf der anderen Seite Ressourcen für eine Neuproduktion gespart werden. Auch die Nähaufgabe, die von einem regionalen Handwerksbetrieb in Braunschweig vorgenommen wurde, kann man als positiven Aspekt der Rucksack-Reparatur sehen.

Übrigens hatte ich vorher auch mal nach Preisen für neue Rucksäcke geschaut, weil ich von der Krankenkasse sogar noch einen Gutschein hatte. Bei einem Gegenwert von 50 € waren diese Rucksäcke aber extrem klein und mit so wenigen Fächern versehen, dass sie für unsere Anwendungsfälle wie Einkauf, Arbeit, Ausflüge und Reisen nicht geeignet gewesen wären. Und selbst wenn: Gegenüber der Reparatur hätte auch der durchdachteste (und vermutlich teure) Neukauf in puncto Nachhaltigkeit nicht gewinnen können.

Wie ist das bei euch? Habt ihr auch so viele verschiedene Rucksäcke und Taschen, weil der eine immer unpraktisch ist und der andere eigentlich kaputt? Wie viele Taschen braucht man eigentlich wirklich, wenn sie gut sind?

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